In dieser Story geht es um eine Drachendame, die einen Gedächtnisverlust erlitten hat und nun auf der Suche nach ihrer Vergangenheit ist. Dabei trifft sie einige andere Drachen und Menschen, in denen sie Freunde fürs Leben findet und die auf ihrer langen Reise immer an ihrer Seite sind. (Karte, Bilder und Beschreibungen der Charaktere folgen ggf. noch)
Kapitel 1;Wo bin ich...? Ist das ein Traum....? Der Regen prasselte auf den felsigen Grund. Cyra öffnete ihre Augen. Es ist kein Traum, sondern die harte Realität, dachte sie. Sie hob ihren Kopf und sah sich um. Überall waren Felsen. Und alles was sie sah, war nass vom Regen. Ein plötzlicher Schmerz schoss durch ihren rechten Flügel. Cyra hob ihn und sah eine große Verletzung. Woher hab ich die denn, fragte sie sich. Wie auch immer, als erstes muss ich herausfinden wo ich bin und wie ich hierher gekommen bin. Sie stand auf und begutachtete ihren Körper. Cyra war komplett schwarz und hatte gelbe ledrige Flügel. An ihren Füßen hatte sie abgebrochene Ketten. An diesen Stellen war ihre Haut aufgerissen. Aber sonst hatte sie keine weiteren Verletzungen. Aus weiter Ferne hörte Cyra Schlachtrufe, Flügelschläge und Rauschen. Scheint, als würden die etwas jagen... Der Lärm kam immer näher. Am Horizont sah sie eine Linie die schnell zu einem großen Schatten wurde. Cyra konnte hören, was die Leute schrien. "Fangt den schwarzen Drachen!" "Schnappt sie euch! Tot oder lebendig!" "Tötet das Monster!" Sie jagen mich!, dachte sie. Cyra drehte sich zur anderen Seite des Felsen und entfaltete ihre Flügel. Obwohl ihr rechter Flügel schmerzte, erhob sie sich. Sie schlug kräftig mit den Flügeln und flog senkrecht nach oben. Cyra flog immer weiter in die Dunkelheit der anbrechenden Nacht. Cyra flog bis die Sonne aufging. Sie war müde und ihr verletzter Flügel machte ihr zu schaffen. Ihre Verfolger hatte sie schon in der Nacht abgehängt, aber sie war vorsichtshalber weiter geflogen. Sie entschied sich, in einer nahegelegenen Höhle eine Pause einzulegen. Vorsichtig sah sie sich um und schnupperte. Scheint unbewohnt zu sein, dachte sie. Die schwarze Drachendame machte es sich bequem und rollte sich zusammen. Schnell fiel sie in einen traumlosen Erholungsschlaf. Cyra wurde durch das silberne Mondlicht geweckt, das nun die halbe Höhle erhellte. Sie blinzelte. Durst... Sie musste etwas trinken. Etwas weiter entfernt konnte sie einen Bach plätschern hören. Langsam erhob sie der schwarze Drachenleib und marschierte nach draußen. Cyra hörte noch einmal genauer hin und ging Richtung Westen, dorthin, wo der Bach war. Sie trottete durch den Wald. Die Grillen summten ihre Lieder. Das taufrische Gras kitzelte unter ihren Krallen und der Wind rauschte in den Bäumen. Und sie, Cyra, verspürte ein altbekanntes, vertrautes Gefühl. Der silberne Vollmond beschien den kleinen Bach. Sie senkte ihren Kopf und trank in großen Schlucken das kristallklare Wasser. Das tut gut... Die sanfte Brise wurde zu einer starken Windböe. Ein großer Schatten bewegte sich über sie hinweg und Cyra hob ruckartig ihren Kopf. Der Schatten wendete um kam zu ihr zurück. Es war ein dunkelgrüner Drache mit einem Menschen auf dem Rücken. Der Drache landete wenige Meter von ihr entfernt. Fragend blickte sie die beiden an. Der Mensch kletterte vom Rücken des riesigen Reptils. Es war eine junge Frau, mit hüftlangen blonden Haaren. Sie trat einen Schritt auf Cyra zu und diese wich einen Schritt zurück. "Hab keine Angst. Ich tue dir nichts", versuchte die Frau zu erklären. "Du bist Cyra, oder?" "Woher kennst du meinen Namen?", antwortete Cyra misstrauisch per Telepathie. "Die Göttin dieses Waldes hat zu mir gesprochen. Sie sagte: 'Einer meiner Schützlinge hat sich verletzt. Hilf ihr, oder Cyra wird bald sterben.' Ich möchte mir nur deine Verletzung ansehen." "Warum nennt mich die Göttin dieses Waldes ihren 'Schützling' ?", fragte Cyra. "Sie gewährt Kranken und Verletzten Schutz. Sollte jemand versuchen, dich anzugreifen, wird dieser Wald hier dich beschützen." Sie machte eine ausholende Armbewegung, die den ganzen Wald einschloss. Cyra wurde neugierig. "Wer seid ihr?" "Mein Name ist Cleo und mein Freund hinter mir heißt Morghus.", sie deutete auf den riesigen Drachen hinter ihr. "Wir sind von einer Auffangstation für kranke, verletzte oder verwaiste Drachen." Cyra musterte die beiden gründlich. Sie strahlen etwas vertrauenswürdiges aus, dachte sie. "Nun gut. Ich denke, es wird nicht falsch sein, euch zu folgen. Ich hoffe für euch, dass ihr die Wahrheit sprecht." "Wir werden dich nicht enttäuschen", versprach Cleo und Morghus nickte zustimmend. "Folge uns", sprach Morghus per Telepathie. Cleo kletterte wieder auf Morghus' Rücken. Er breitete seine Flügel aus, schlug zweimal kräftig damit und war schon in 20m Höhe. Cyra erhob sich ebenfalls in die Lüfte; der Schmerz an ihrem Flügel war nur noch ein stumpfes Dröhnen. Gemeinsam flogen die drei Richtung Norden, zur Auffangstation für Drachen.
Kapitel 2;Es dämmerte bereits, als das Trio den Wald hinter sich ließ und eine Bergkette erreichte. Cyra verspürte einen plötzlichen Schmerz in ihrem verletzten Flügel. Sie flog tiefer und landete in der Nähe einer kleine Gruppe von Tannen. Cleo und Morghus landeten direkt neben ihr, "Was ist los?", fragte Cleo besorgt. "Mein Flügel macht mir zu schaffen", gab Cyra zurück und hob leicht ihren rechten Flügel. Die Wunde hatte sich bereits entzündet und fing an zu eitern. "So kann ich nicht weiter fliegen", sagte Cyra. "Wie weit ist es überhaupt noch?" "Wir müssen nur noch diese Bergkette hinter uns bringen, dann sind wir da. Aber vorher müssen wir uns um deinen Flügel kümmern." "Hier in der Nähe lebt doch Kano, der Wasserdrache", meldete Morghus sich zu Wort. "Stimmt, es heißt, dass er fast alle körperlichen Wunden heilen kann." Cleo überlegte kurz. "Soweit ich weiß, müsste Kano's See ein paar Meilen westlich von hier liegen." "Ich denke, die werde ich laufen können", antwortete Cyra. "Es wäre aber besser, wenn wir erst morgen früh aufbrechen. Hier leben Wesen, die nachtaktiv sind und nicht gestört werden möchten. Wesen, die uns stark zusetzen können", murmelte Morghus. "Ich glaube, ich hab da vorne eine Höhle gesehen", sagte Cyra und deutete mit ihrem Kopf in Richtung Süden. "Dann lasst uns gehen", sagte Cleo und marschierte los. Die beiden Drachen folgten ihr. Die Höhle lag zwischen einem Fluss und einem Abhang. Cyra und Morghus schnupperten, ob sie besetzt war. Als sie merkten, dass sie unbewohnt war, gingen die drei hinein. Sie war sehr groß und bot genug Platz für die beiden Drachen. Kaum dass sie drin waren, fing es schon an zu regnen. Cleo schaute in den Himmel. „Die Nacht dürfte ziemlich kalt werden“, murmelte sie und holte zwei kleine Steine aus ihrer Tasche, einen rot-orangenen und einen weißen. Diese legte sie in die Mitte der Höhle auf den Boden, hielt eine Hand darüber und flüsterte: „Göttin des Lichts und des Feuers, gebt mir die Kraft den Weg meiner Lieben mit Licht und Wärme zu erfüllen.“ Darauf fingen die Steine an zu leuchten und strahlten eine starke Hitze aus. Cyra spürte diese Wärme sofort, obwohl sie ein paar Meter weit weg von den Steinen war. Cleo holte noch einen weiteren Stein aus ihrer Tasche, einen cyan-farbenen, und legte ihn in die Mitte des Eingangs. „Göttin des Heilung und des Schutzes, gib mir die Kraft den Weg meiner Lieben zu sichern“, flüsterte Cleo und ein durchsichtiger, blau-grüner Schild verschloss die Höhle. „Damit sollten wir vor eventuellen Angreifern geschützt sein“, erklärte Cleo. Magie... Nachdenklich schaute Cyra nach draußen. Dieses Gefühl, wenn Magie in der Nähe ist, kommt mir so vertraut vor...aber warum nur? Klar, diese Welt ist nun mal magisch, aber wie bin ich mit Magie in Berührung gekommen, dass sie bei mir so ein Kribbeln auslöst? Sie schüttelte den Kopf. Als sie Cleos besorgten Blick bemerkte, sagte sie per Telepathie: „Alles in Ordnung.“ Cleo nickte nur und holte Reisbällchen, Wasser und Sandwiches aus ihrer Tasche. Als sie anfangen wollten zu essen, begann es draußen zu regnen. Es war schon dunkel , als sie fertig waren. Also legten sie sich schlafen. Cyra schreckte mitten in der Nacht aus ihrem Schlaf, weil sie etwas gehört hatte. Als sich aber heraus stellte, dass es nur ein Hase war, legte sie ihren Kopf wieder auf den felsigen Untergrund und schloss die Augen. Ein Traum, der wie eine Erinnerung schien, überkam sie.
Traum: In einer Felsspalte liegt ein Bündel schwarzer Schuppen. Ein kleiner schwarzer Drache. Er öffnet die tränenüberströmten Augen. Am Himmel leuchten die Flammen von gegeneinander kämpfenden Drachen auf. Die Stadt darunter ist komplett zerstört und brennt lichterloh. Sie sollen damit aufhören, denkt sich der kleine Drache und schluchzt. In der Nähe ertönen menschliche Schritte, die sich auf den ihn zubewegen. Der kleine Drache legt schützend seine Flügel über sich und vergräbt den Kopf in den Vorderbeinen. Angst macht sich bei ihm breit, Angst, noch mehr Schmerzen erleiden zu müssen. Der Mensch erreicht den kleinen Drachen und streckt eine Hand nach ihm aus. Dieser zuckt zusammen und der Mensch flüstert: „Hab keine Angst, meine Kleine. Ich werde dich hier weg und in Sicherheit bringen. An einen Ort, an dem du so etwas nicht noch einmal miterleben musst.“ Der Drache hebt den Kopf und blickt in ein lächelndes Gesicht voller Mitgefühl und Verständnis. Er kann aber auch Schmerz und Leid darin erkennen. Er hebt den kleinen, schwarz geschuppten Körper, sieht dem Menschen in die Augen und merkt, dass dieser die Wahrheit spricht. Der kleine Drache vertraut diesem Menschen. „Wer bist du?“, flüstert der kleine Drache. „Mein Name lautet...“
Cyra wurde von einem Rauschen geweckt. Verschlafen öffnete sie die Augen und hob den Kopf. Cleo war gerade dabei, den Schutzwall aufzulösen, während Morghus mit seinem Frühstück beschäftigt war. Als er sah, dass Cyra wach war, warf er ihr ein paar Reisbällchen zu. Diese verschlang die Drachendame schnell und als Cleo fertig war, machten sich die drei wieder auf den Weg zum See von Kano. Sie hatten schon einige Meilen hinter sich gebracht, als Cyras Flügel wieder schmerzte. „Wie weit ist es denn noch?“, fragte sie. „Es ist gleich da vorne“, gab Cleo zurück und deutete auf eine Baumgruppe. Als sie diese hinter sich gelassen hatten, kamen sie an einen großen See, der im Sonnenlicht aussah, wie ein Meer aus Kristallen. In der Mitte befanden sich einige Felsen, die zu einem Kreis angeordnet waren. Auf einem der Felsen konnte Cyra einen kleinen blauen Schlangendrachen erkennen, der sich sonnte. Auch im Wasser konnte sie einige andere Drachen dieser Art ausmachen. Morghus trat vor ans Ufer. Die kleinen Drachen flüchteten hinter die Felsen. Nach einigen Momenten erschien in deren Mitte ein riesiger Schlangendrache, dessen Schuppen das Sonnenlicht brachen und in allen möglichen Farben schimmerten. „Kano, mein alter Freund...“ sprach Morghus, „...wir brauchen deine Hilfe.“ „Was gibt es?“, gab dieser freundlich zurück. „Unsere Freundin hier hat einen verletzten Flügel, mit dem sie es nicht bis nach Sapidoa (Name der Auffangstation) schaffen wird.“ Kano sah zu dem schwarzen Drachen. „Und wie lautet dein Name?“, fragte er sie. „Mein Name lautet Cyra.“ „Und wie hast du dir diese Verletzung zugezogen?“ „Das weiß ich nicht. Als ich vorgestern morgen aufgewacht bin, hatte ich sie schon.“ „Interessant...“, murmelte er und sah einige Augenblicke gedankenverloren in der Gegend umher. Dann fuhr er fort: „Nun denn, lass mich deine Verletzung mal sehen. Komm dazu am besten ins Wasser.“ Cyra tat was er sagte und ging ins Wasser. Es fühlte sich erfrischend auf ihren Schuppen aber auch auf der Verletzung an. Die kleinen Drachen schwammen um sie herum und verursachten einen Strudel, der immer stärker wurde. Ein paar Sekunden später ragte der Strudel aus dem Wasser heraus und umgab Cyra vollständig. Verwirrt blickte sie um sich. Nach zwei Minuten fiel der Strudel in sich zusammen. Immer noch sichtlich verwirrt stand Cyra klatschnass im See. Sie hob ihren Flügel und sah, dass ihre Verletzung sich geschlossen hatte, aber sie spürte, dass sie noch nicht verheilt war. „So müsstet ihr ohne große Schwierigkeiten sicher nach Sapidoa kommen“, sagte Kano. Die drei bedankten sich und machten sich wieder auf den Weg nach Sapidoa.