So weil mir Langweilig is stell ich meine 1. Kurzgeschichte rein:
Lichtgestallten und Schattenwesen;„Con, Con mach dein Licht aus! Sag mal bist du eigentlich taub? Cornelia!“, rief meine Mutter durch die ganze Wohnung. „Jaa!!“, schrie ich zurück und fügte leise hinzu, „Es ist doch erst elf, Mensch…“ und ich musste morgen noch nicht einmal in die Schule. Trotzdem löschte ich das Licht in meinem Zimmer und schlich ins Bad um mir die Zähne zu putzen. Als ich die Zahnbürste mit reichlich Zahnpasta in meinen Mund gesteckt hatte und begann meine Zähne zu schrubben starrte ich wie immer mein Spiegelbild an. Eine müde fünfzehnjährige, mit braunroten Haaren und meerbleuen Augen starrte aus dem Spiegel zurück. Früher hatte ich mich immer gewundert, wie die spiegel funktionieren mochten. War hinter der Scheibe eine Parallelwelt, oder war mein Spiegelbild das Abbild meiner Seele, oder, oder, oder… Nach drei Minuten wurde ich vom Vibrieren der Bürste aus meinen Gedanken gerissen, ich spülte den schärflichen Geschmack aus meinem Mund ging auf Zehenspitzen die vier Schritte bis zur Wohnzimmertür, die wie immer nur angelehnt war, und horchte. Es war nur das Streitgespräch im Fernseher und das leise Schnarchen meines Vaters auf der Couch zu hören, was mich unweigerlich zum schmunzeln brachte, er schaffte es immer beim Fernsehen einzuschlafen egal wie spannend es war zu meiner Bewunderung sogar am helllichte Tag bei Mr. & Mrs. Smith... Leise schlich ich den Gang weiter bis in mein Zimmer zögerte jedoch, kurz bevor ich ins Bett stieg, horchte, ging zum Fenster und kippte es, da der Wetterbericht bis zu fünfzehn Grad für die Nacht vorhergesagt hatte. Dann aber ging ich endlich ins Bett und erhaschte einen kurzen Blick auf meinen Wecker bevor ich einschlief. Es war exakt dreiundzwanzig Uhr.
Mitten in der Nacht schreckte ich ohne einen Grund hoch. Ich rieb mir verschlafen die Augen, öffnete sie und sah auf meinen Wecker. Es war nulluhrdrei. Hatte ich wirklich nur eine Stunde geschlafen? Ich fasste mich an den Nacken und wischte mir schweißnasses Haar aus der Stirn. Jetzt hatte ich einen Grund für mein Erwachen. Meine Mutter hatte mein Fenster geschlossen, bevor sie ins Bett gegangen war und jetzt war es hier drin heiß wie im Ofen. Ich erhob mich, schlappte lustlos zum Fenster, zog die Jalousie hoch und öffnete es. Ein kalter Wind wehte mir entgegen und ich schauderte. Mein Blick fiel auf das Außenthermometer: drei Grad. Wie konnte das sein mitten im Juli? Auf jeden Fall war ich jetzt wach und so konnte ich gleich eine Runde rausgehen und mich abkühlen, weil ich sowieso erst wieder in 2 Stunden eingeschlafen wäre. Ich zog mir meine rote Trainingsjacke und den schwarzen Frühlingskittel über mein graues Schlaf-T-Shirt und meine schwarze Trainingshose über meine Schlaf-Hotpants und schlüpfte leise aus dem Zimmer. Am Wohnzimmer stockte ich, doch weder der Fernseher, noch das Schnarchen schlafender Familienmitgliedern war zu hören also machte ich mich durch die Wohnungstür davon in den Hausgang. Dort schnappte ich meine Hausschlüssel vom Schlüsselbrett, öffnete die Haustür und stand auf der Straße. Hier war der Wind sogar noch kälter als vor meinem Fenster. Die Straßenlaternen flackerten ab und zu und die Straße war wie leergefegt. Da wir auf dem Land lebten, war es nicht weit zu den weiten Feldern der hiesigen Bauern, und nach kaum fünf Minuten Marsches war kein Haus mehr zu sehen. Ein besonders kalter Windstoß lies mich schaudern und plötzlich erscholl über mir ein lautes, tiefes Brüllen. Die Wolken teilten sich, und aus ihnen heraus brach eine massige Bestie, der große, tiefschwarze Flügel aus dem ebenso dunklen Körper sprossen. Ein Drache, der nur zwei Meter vor mir landete und so den ganzen Boden erschütterte. Wie konnte so ein riesiges Wesen fliegen?, fragte ich mich nur, obwohl ich vor Angst hätte zittern müssen. Sein kalter Atem ging stoßweise und seine Augen glühten weiß in der Dunkelheit. Plötzlich hielt er die Luft an und riss den Kopf herum und starrte in die Dunkelheit des Himmels. Als nichts geschah lies er die angehaltene Luft mit einem einzigen stoß frei, und der Geruch von modrigem Fleisch und Eis kam mir entgegen. Mit einem letzten, zweifelnden Blick an mich stieß er sich vom – mittlerweile gefrorenen – Boden ab und war mit nur zwei Flügelschlägen wieder in der Luft. Mit einem Fauchen stürzte noch ein zweiter Drache, dieser jedoch weiß wie Schnee, lang und dünn wie eine Schlange und mit leuchtend roten Augen und schwarzen Zeichnungen an den Flügelrändern. Diesmal packte mich die Angst und ich machte auf dem Absatz kehrt um zurück nach Hause zu sprinten.
Zurück im schützenden Haus spürte ich, wie ich vor Furcht und Kälte zitterte. Ich stürzte in mein Zimmer, ans Fenster nur um zu sehen wie die Drachen immer wieder aufeinander zurasten und gefolgt von einem hellen Blitz wieder voneinander abließen, wie in einem Tanz. Sie wurden immer schneller, immer schneller, bis sie nur noch eine leuchtende, weiße Kugel bildeten, aus der plötzlich eine schemenhafte, menschliche Gestalt geradewegs auf mich zu schwebte. „Oh mein Gott…!“, konnte ich nur flüstern, als ich in der Gestalt einen Engel in einem schneeweißen Gewand erkannte. Als er direkt vor mir stand flüsterte er: „ Vergiss uns nicht!“ verschwand, und mir wurde schwarz vor Augen.
Schwitzend rieb ich mir die Augen und suchte die roten Ziffern an der Zimmerdecke. Es war ein Uhr – mittags. Hatte ich so lange geschlafen? Auf einmal schoss mir die Erinnerung an heute Nacht durch den Kopf. Was war da geschehen? Mein Blick schweifte zum Fenster, es war gekippt, die Jalousie geschlossen, das Thermometer zeigte dreißig Grad an. Wie, warum? Meine Mutter kam leise ins Zimmer und lächelte, als sie sah dass ich wach war. „Guten Morgen“, sagte sie und machte das Licht an, „weißt du, was mir heute Nacht eingefallen ist?“ Ich schüttelte den Kopf. „Dass du Morgen deine Hausarbeit abgeben musst.“ Es fiel mir wie ein Stein vom Herzen. Natürlich, ich sollte doch Morgen die Hausarbeit in Psychologie, über die Lichtgestalten und Schattenwesen in der Menschlichen Fantasie fertig haben! Und die war wohl heute Nacht mit mir durchgegangen…
Nr. 2
Der Sinn des Lebens;Ein furchtbarer Sturm peitschte schon seit Tagen über uns hinweg und trotzdem mussten wir fliegen. Um uns der schier unendliche Himmel. Unter uns, so weit ich erkennen konnte, der Thaf, ei riesiges Waldgebiet. Ein blitz zuckte direkt vor uns und es schien, als wolle der Himmel uns erhaschen. Erst jetzt bemerkte ich, wie tief ich mich über Antylars Hals gebeugt hatte den Hals meines Drachen, um Wind und Regen zu entgehen. „Komm schon, weiter mein Junge!“, rief ich, doch der Wind riss meine Worte mit sich. Mit einem Donnerschlag der fast meine Trommelfelle zerstörte explodierte die Luft direkt über uns und ein Blitz zerriss Antylars Schwinge. ER brüllte vor Schmerz, versuchte jedoch verzweifelt seine Höhe zu halten und nicht in den Tod zu stürzen. Vergeblich... Er stürzte und ich mit ihm. In sekundenbruchteilen hatten wir die Hälfte unserer Flughöhe eingebüßt und wir fielen immer noch auf die Baumwipfel unter uns zu. Wie im Traum spürte ich wie die Bäume unter Antylars Gewicht zerborsten und wir auf dem harten Waldboden aufschlugen.
Als ich aufwachte war kein Sturm mehr zu hören und auch zu regnen hatte es aufgehört. Keiner meiner Knochen schien gebrochen – es war ein Wunder. Der nächste Gedanke durchzuckte mich wie ein Stromschlag. Antylar! Er war nirgends zu sehen, also rappelte ich mich auf und stolperte mit Tränen erfüllten Augen durch den dichten Wald. Da, da lag er. Auf einer Lichtung, die gerade groß genug für seinen riesigen Körper war. Er war verletzt und um ihn hatte sich eine Lache silbernen Drachenblutes gebildet. „Antylar“, schluchzte ich und fiel auf die Knie. Jetzt erst bemerkte ich das kleine Mädchen, das neben meinem Drachen kniete und ihn, ebenfalls mit Tränen in den Augen, beruhigend streichelte. Eines von Antylars bodenlosen, grünen Augen öffnete sich und sah direkt in die meinen. Und plötzlich konnte ich seine Gedanken hören. Das eine Ziel, das ich seit seiner Geburt verfolgte war erreicht, als er mit halb geöffnetem Mund seufzte und in Gedanken zu mir sprach. In dem Moment in dem seine Seele aus seinem Körper floh uns Gestallt annahm. Danke... Das Mädchen zuckte zusammen und schien nurnoch das zu sehen was sich aus Antylars Seele gebildet hatte. Ein mattgraues Ei. Sie nahm es und trug es davon und als sie weg war erfüllte mich ein warmes Gefühl. Das Gefühl den Sinn gefunden zu haben, den Sinn meines Lebens. Und so starb ich an der Seite meines toten Drachen, Antylar. Er hatte sich bei mir bedankt.
Nr. 3
Namenlose Geschichte;„Und, was steht heute an?“, fragte meine Mutter, viel zu laut für diese Tageszeit. „Mhmm“, machte ich und gähnte herzhaft;was heißen sollte: nur der ganz normale Wahnsinn... und der gutaussehende Neue aus der Para. Vor ein paar Tagen hatte es geschneit und jetzt glitzerte alles im silbernen Mondlicht. Alle Geräusche waren seltsam gedämpft durch die Schneemassen und der ganze Riedweg war wie ausgestorben. Die Ruhe wurde nur vom Knarzen des Schnees unter meinen Schritten durchbrochen. Kurz; es war einfach wunderschön. Plötzlich hörte ich noch andere Füße, die über den Schnee liefen. Das Knarzen aber war leiser, fast so als würde der unsichtbare Fremde über den Schnee schweben. Und da sah ich ihn. Es war kein Mensch, sondern ein nachtschwarzer Wolf der aus dem Wald gestochen kam und sich so krass von der Umgebung abhob wie frisches Blut auf einem weißen Laken. Er rannte so nah an mir vorbei, dass ich seine eisblauen Augen sehen konnte, in denen ein verschmitztes Grinsen stand. Und so schnell wie er aufgetaucht war, war er auch wieder verschwunden.
„Morgen Con“, begrüßte mich meine beste Freundin Ana und umarmte mich. Sie war quirlig und hatte kurze blonde Korkenzieherlocken, die scheinbar wirr in jede Richtung abstanden, wohinter aber mindestens eine Stunde Styling steckte, was sie mir mal anvertraut hatte. „Morgen“, antwortete ich und lächelte. Bevor ich irgendwie zu Wort kam, begann sie mich vollzulabern wie jeden Morgen und aus meinem halbherzigen Lächeln wurde ein breites Grinsen als ich hörte welche Gerüchte sie schon wieder aufgeschnappt hatte. Mein Grinsen verschwand als ich Lasko sah. Ich weiß, sein Name ist komisch, aber der Typ der dahinter steckt ist unglaublich heiß. Warum mein Grinsen verschwand?, weil er mich einfach so sehr an den Wolf von vorher erinnerte. Er hatte schulterlanges, tiefschwarzes Haar und hatte irgendwie immer wenn ich ihn sah ein hautenges, schwarzes T-Shirt an unter dem sich sein Sixpack abzeichnete. Er schien meinen Blick auf sich zu spüren, denn sein Kopf fuhr zu mir herum und ich erstarrte als ich in seine eisblauen Augen sah. Die Zeit schien stehen geblieben zu sein, als hätte sich eine schalldichte Blase um mich gebildet in der alles seltsam leise und verzerrt an meine Ohren trat. Als er weiterging und seinen Blick von mir abwand platzte die Blase und alles verlief in normaler Geschwindigkeit. „Con, hörst du mir überhaupt zu? Ich sagte Lisa und Aaron aus der C sind zusammen und das lässt dich kalt. Bist du irgendwie krank oder so?“, drang Anas Stimme zu meinen Ohren, doch bevor ich antworten konnte, kam schon Herr Mangos die Treppe hoch und ich hatte das Glück, dass ich jetzt eine Ausrede hatte ihr nicht antworten zu müssen.
„Psst, Con“, kam es gedämpft aus der Reihe hinter mir und ich drehte mich möglichst unauffällig um. Andy hielt mir einen sorgfältig zusammengefalteten Zettel hin auf dem in leicht krakeliger Schrift mein Name stand. Ich nahm das Papier an mich und fragte leise: „Von wem?“, aber er hatte nur ein Schulterzucken als Antwort und ich knirschte mit den Zähnen als ich mich wieder umdrehte. Ich faltete den Zettel auf und unterdrückte den Impuls mich zu Lasko umzudrehen als ich las was da knapp stand: Heute in der Mittagspause hinten am Musiksaal L. Am Ende der Stunde war ich wie immer eine der Letzten die aus dem Raum gingen. Plötzlich stand Lasko neben mir und zwinkerte mir zu. „Und, kommst du?“, fragte er mit tiefer Stimme. „Klar, aber warum...“, noch bevor ich zu Ende sprechen konnte winkte er mir zu und ging zu den anderen aus seiner Klasse.
Der Rest des Tages verging für mich im Grübeln. Warum sollte ich zum Musiksaal kommen? Warum tat Lasko immer so geheimnisvoll? Und warum machte ich mir eigentlich großartig Gedanken darüber? Der Gong riss mich unsanft aus meinen Gedanken und ich hörte kaum noch Frau Barths Stimme die uns hinterherrief: „And don`t forget your homework, please.“ Noch bevor ich um den Aufenthaltsraum rum war, nahm ich die deutliche Präsenz von irgendetwas fremden wahr; und noch bevor ich ihn sah wusste ich, dass es der Wolf war, den ich spürte. Das Tier lag zusammengerollt auf dem Schnee und hob den Kopf als es meine Schritte hörte. Und dann geschah das, was mich eigentlich am meisten beunruhigte: Der Wolf sprach zu mir. In meinen Gedanken! Bitte renn jetzt nicht weg!, sagte er und ein silberner Nebel bildete sich um seinen Körper. Als der sich verzog stand Lasko vor mir und lächelte mich schüchtern an. Alle meine Fragen blieben mir im Hals stecken. „Oh shit, ich wusste es war ein Fehler dich herzubeten“, sagte er und wand sich um. Ich hechtete mich zu ihm und legte ihm zurückhaltend meine Hand auf die Schulter. „Nein, warte! Was war das grade? Du bist dieser Wolf den ich heute Morgen gesehen habe? Aber wie kann das sein?“, sprudelte es aus mir heraus. Er drehte sich zu mir um und lächelte. „Ja ich bin der Wolf, den du heute Morgen gesehen hast. Ihr Menschen habt wohl den Glauben an die Magie verloren, oder?“, fragte er scheinbar vielmehr sich selbst als mich. „Du meinst es gibt Magie? Aber das... nein egal. Warum wolltest du mir das eben zeigen?“ „Weil ich, als ich dich das erste mal gesehen hab, gedacht habe, ich kann dir vertrauen. Und ich sage es dir jetzt, weil ich wieder gehen muss“, antwortete er mit einer Engelsgeduld. „Was meinst du damit? Was werden alle denken, wenn du jetzt verschwindest?“, erwiderte ich und er lächelte wieder. „Sie werden nichts denken, weil sie mich alle schon längst vergessen haben und alles was über mich aufgeschrieben wurde vernichtet ist. Wölfe haben die Fähigkeit, aufzutauchen und wieder zu verschwinden wann es ihnen beliebt und wenn Menschen uns sehen, können wir uns aus deren Gedächtnis löschen. Kein Mensch darf wissen, das es solche Wölfe wie mich gibt.“ „Aber das heißt ja...“, murmelte ich. „Genau, das heißt ich muss auch dein Gedächtnis an mich auslöschen. Aber erst, wenn ich das hier getan hab.“ Und dann beugte er sich vor und küsste mich auf den Mund und ich erstarrte. Als er sich wieder von mir löste hatte ich meine Stimme verloren. Ich wollte noch mehr fragen, aber es ging nicht. „Leb wohl, Cornelia. Ich werde dich nie vergessen.“ Dieser Nebel tauchte wieder auf, Lasko wurde zum Wolf und verschwand im Wald.
„Con, wo warst du?“, fragte Ana, als ich in der Cafèteria auftauchte. „Kein Ahnung“, antwortete ich seltsam gut gelaunt, „und das meine ich wörtlich.“ „Komisch..., naja ich war auf jeden Fall hier und hab auf dich gewartet“, sagte sie vorwurfsvoll und steckte sich ein Stück Schokoriegel in den Mund. „Weißt du noch, was in Bio auf war?“, fragte ich um das Thema zu wechseln, was mir gelang; Ana konnte nie lange sauer auf mich sein. „Keine Ahnung, ich glaub irgendetwas mit Wölfen“, antwortete sie mir und ich legte in einem plötzlichen Impuls die Finger an meine Lippen und fühlte den vergessenen Kuss eines vergessenen Wesens.